Was ist das Enneagramm?

Ennea ist das griechische Wort für “neun” und gramma bedeutet “Modell” oder “Zeichen”. Enneagramm bezeichnet also zuerst einmal ein grafisches Symbol. Es wurde wahrscheinlich zum ersten Mal von Georg Ivanowitsch Gurdjieff (gest. 1949) verwendet, um seine “Lehre des Vierten Wegs” zu illustrieren.

Heute bezeichnet man mit Enneagramm (genauer mit “Enneagramm der Persönlichkeit”) eine Persönlichkeitstypologie mit neun archetypischen Persönlichkeitsmustern. Diese Muster beschreiben neun radikal verschiedener Arten und Weisen die Welt zu sehen, zu verstehen und sich in ihr zu bewegen. Jede dieser Sichtweisen hat Vor- und Nachteile, keine ist besser als eine andere. Menschen mit gleichen Denk-, Fühl- und Verhaltensstrategien werden je nach Zugehörigkeit als “Typ 1”, “Typ 2”, …, “Typ 9” bezeichnet.

Die neun Typen werden in einem Neuneck dargestellt. Jeder Typ ist mit seinem Nachbarn und mit zwei anderen Typen verbunden – diese Verbindungslinien beschreiben Verhaltensänderungen in Zeiten von Ruhe oder Stress.

Das Enneagramm dient zunächst der Selbstreflexion. Es zeigt Kategorien auf, um die eigenen Motivationen und Ressourcen besser zu verstehen, aber auch diejenigen unserer Mitmenschen. Dies schafft vielfältige Möglichkeiten, die Beziehung zu sich selbst und zu anderen mit mehr Akzeptanz und Empathie zu gestalten.

Das Enneagramm ist das einzige Persönlichkeitsmodell, das eine klare Beziehung zwischen Persönlichkeit und persönlichem/spirituellem Wachstum herstellt. Die Literatur zum Enneagramm betont übereinstimmend, dass das Erkennen des eigenen Enneagramm-Typs nicht das wesentliche Ziel ist, sondern der Ausgangspunkt für die persönliche Entwicklung, etwa durch die Überwindung gewohnheitsmäßiger und dysfunktionaler Automatismen, die Erweiterung von Handlungsstrategien, oder die Integration von verdrängten Aspekten des eigenen Selbst.

Das Enneagramm hat überall da, wo Menschen anderen Menschen begegnen und an sich arbeiten, breite Anwendung gefunden: in der Psychotherapie, in der geistlichen/spirituellen Begleitung, in der Lebens- oder Beziehungsberatung, in der Mediation, am Arbeitsplatz (Selbstmanagement, Führung, Konfliktmanagement), in der Beratung bei Hochsensibilität und in weiteren Anwendungsgebieten.